ZIZERLWEIS
Vom Einsickern Österreichs in einen Münchner Geist

16. Dezember 2023


Lange-vor-Weihnachtsmärkte


In Österreich ist man bekanntlich katholisch. Das war sogar mal anders, aber spätestens seit der hier allseits verehrten Maria Theresia ist der Österreicher als solcher katholisch. Wer nicht katholisch sein wollte, wurde damals vertrieben, vom Alten Fritz sehr gerne aufgenommen – und ist über die Zeit zum Preußen degeneriert und fristet sein Dasein im kargen Norddeutschland. Die übrig- und katholisch gebliebenen Österreicher aber können sich noch immer ihres schönen Landes erfreuen und vermittels des Tourismus sehr davon profitieren, dass sich die ganze Welt erfreut am katholischen Österreich und seinen Traditionen. Vor allem im Winter.
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24. Mai 2022


Professor, Ingenieur und Hofrat


Wir haben einen Freund, der ist Lehrer. Er hat auch einen Master in Philosophie, er hat einen Magister in Biologie – aber das alles zählt im Alltag nicht, denn als Lehrer ist er hier in Österreich eh schon „Professor“. Wir haben eine Nachbarin, die ist vor allem alt, sie zählt jetzt schon 95 Jahre. Und sie hat vor etwa 70 Jahren einen Mann geheiratet, der war Ingenieur – und also ist sie Frau Ingenieur. Und solange sie noch mobil war und man sie im Stiegenhaus treffen konnte, solange wollte sie auch angesprochen werden als Frau Ingenieur – denn als Österreicher möchte man einen Titel tragen; ob es nun ein erworbener, ein geschenkter, ein geheirateter oder auch nur ein gewohnheitsweise üblicher ist. Hauptsache, der Österreicher hat einen Titel. Und fast jeder hat hier einen Titel. Die Auswahl ist aber auch groß ...
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9. Mai 2022


Der Mist, die Stadt und der Schlot


In Wien, da gibt es Mistplätze. Das ist jetzt erst einmal nicht verwunderlich, denn „Mistplätze“ dürfte es in jeder größeren Stadt geben: München zum Beispiel hält dazu die recht berühmte Münchner Freiheit bereit, die als Platz einfach nur Mist, weil im wesentlichen eine vielspurige Straße ist. Solche Plätze hat Wien auch – der Matzleinsdorfer Platz ist ein ausgezeichnetes Exemplar dieser Sorte –, aber ein Mistplatz, wie es die MA 48 meint, das nennt sich im Amtsdeutschen: Wertstoffhof. Was also dem Deutschen der Wertstoff, das ist dem Österreicher der Mist…
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23. April 2022


Österreichische "Bierkultur"


In Österreich, besonders in Ost-Österreich, wächst Wein. Guter Wein. Seit langer Zeit schon. Es gibt in Mautern an der Donau, gegenüber von Krems, einen Weinkeller, den hat es schon gegeben, da waren die Römer noch heimisch in diesem schönen Teil der Welt. Wein hat Tradition in Österreich, Wein hat Qualität in Österreich. Zur Steigerung der Qualität trug vor Jahren auch der Glykol-Skandal bei, was irgendwie echt österreichisch ist: Es braucht die Affäre, damit sich etwas zum Guten wendet (wobei es auch viele Affären und Skandale im Land gibt, die werden einfach hingenommen als zur Folklore gehörig und ändern nichts, aber auch gar nichts – die ÖVP, das österreichische Pendant zur CSU, verdankt nur diesem Umstand ihre fortgesetzte Existenz). Aber sei es, wie es sei, seither ist der Wein in Österreich bestens geprüft und selbst die trickreichsten Winzer versuchen sich nicht mehr an der illegalen Streckung ihrer Produktion. In Sachen Wein ist also alles bestens in Österreich.
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